Reisetagebuch

09 Cook Island – Niue bis 09.2011

Eine angenehme ruhige Überfahrt von French Polynesien brachte uns zu den Cook Inseln, zuerst Insel Aitutaki. Der lange Pass in die Lagune ist flach, so dass da etliche Yachten stecken bleiben, oder Strom versetzt sie außerhalb der Fahrrinne, und sie müssen dann auf Hochwasser mit Schlepphilfe warten. Innen im kleinen Lagunen-Becken ist der Raum auf wenige Yachten begrenzt. Die Behörden fertigen uns schnell, unbürokratisch und freundlich ab, wie bis jetzt an den meisten Destinationen. Dann konnte die Insel mit Fahrrad, Motorroller und Dingi erobert werden. Traumstrände, exzellente Kite-Plätze, Tauchen und Schnorcheln mit riesen Muscheln lassen einen ins Schwärmen kommen. Für Brautpaare ein beliebter Treffpunkt, um den Bund fürs Leben (zumindest glaubt man das am Hochzeitstag) zu schließen. Diese Insel hat mich vor vielen Jahren schon mal in ihren Bann gezogen, nun bin ich dahin zurückgekehrt.

Das nächste besuchte Atoll ist Palmerston. Weit abgelegen im Cook Archipel. Es gibt keine Laguneneinfahrt, man ankert bzw. geht an die Boje vor dem Riff. Bei Wetterumschwung ist Eile geboten, um schnell zu verschwinden. Sonst kann es gefährlich werden. Palmerston hat ca. 60 Bewohner, morgens wird man an der Yacht mit einem kleinen Boot abgeholt und verbringt den Tag auf der Insel, wird dort verpflegt, und im Gegenzug hilft man den Inselbewohnern mit Dingen, die sie nicht selbst bewältigen können. Die bewohnte Hauptinsel und die kleinen unbewohnten Nebeninseln sind alle gedrittelt. Der Insel-Gründer William Masters kam um 1850 mit 3 Frauen hier an, zeugte mit ihnen über 20 Kinder und teilte die Insel  für die 3 Frauen und deren Nachkommen auf. So gibt es bis heute immer noch guten Zündstoff für Auseinandersetzungen, wie eben überall. Da es auf der Insel nur eine Nurse = Krankenschwester gibt, war ich als Zahnarzt sehr willkommen, besonders noch mit der ganzen Ausstattung und den Behandlungsmaterialien, die ich an Bord mitführe. Es zeigte sich, dass fast alle Behandlungsbedarf hatten. Trotzdem für Südseeverhältnisse sehr gepflegte Zähne. Wegen dem langen beschwerlichen Weg durchs Riff zur Yacht wurde meine Praxis an Land vor die Nurse Station gebracht und da installiert. Behandlungszeit war von morgens 8 bis abends 22 Uhr fast eine ganze Woche lang.  Ein kleiner Generator lieferte mir den Strom. Hauptsächlich wurden Füllungen, Wurzelkanal-Behandlungen und Extraktionen durchgeführt. Alles andere hat die gute Nurse zu bewältigen. Versorgung bei Ärzten ist fast unmöglich, da es hier weder Flugpiste noch ein seegehendes Schiff gibt. Das Versorgungsschiff, das 3 bis 4 mal im Jahr erscheint, benötigt 3 Tage zur Hauptinsel und stellt dann die einzige Möglichkeit dar, von der Insel zu gehen. Ein Mitsegler einer anderen Yacht, der Zahntechniker Holger aus Freiburg (Bild 09-030), und die Nurse Stella (Bild 09-039), ihr Vater war der Autor Tom Neale (An Island to Oneself) und lebte lange einsam auf Südsee Inseln, rüstige  Mutter (Bild 09-038) aus Palmerston, waren mir sehr hilfreich.

Andere Segler leisteten unterschiedliche Dienste, je nach Begabung. Zum Schluss gab es ein großes Festessen für uns alle, tags darauf wurde auf der kleinen Nebeninsel gegrillt, bevor wir am nächsten Tag weiter segeln wollten. Doch dann geschah das Unfassbare. Die Yacht neben mir, die „RIRI“,  riss von der Boje und trieb aufs Riff. Gegen 2 Uhr morgens erreichte uns der Notruf. Von mehreren Yachten versuchte man von See wie von Land aus zu helfen, aber wegen der Brandung konnten wir von See her nicht zum Verunglückten gelangen. So wurde die Bergung von der Lagune aus gestartet. Die ganze Inselbevölkerung half mit. Schon nach kurzer Zeit zeigte sich, dass es sich hier um einen Totalschaden handelt. Zum Glück wurde keiner verletzt. Hierdurch verzögerte sich unsere Abfahrt ins Königreich Tonga um 3 Tage, kurz bevor der Wind für diesen offenen Ankerplatz zu ungemütlich wurde.

Auf dem Weg nach Niue, einem der kleinsten Inselstaaten der Welt und mit New Zealand assoziiert, passierten wir das Beveridge Riff ungefähr auf halber Strecke. Fast wären wir daran vorbeigesegelt, da auch hier die Position in der Karte nicht stimmte. Nur die Brandung bei Niedrigwasser war im Nahbereich klar auszumachen. 1 Tag später erreichten wir Niue. Man liegt an Bojen recht tief. Soll es mit dem Beiboot an Land gehen, hebt man es mit dem Kran auf die Mole wegen Tide, Strom und Schwell. Mit dem Mietwagen wird die Insel erkundet, viele große Höhlen, spektakuläre Küsten, „Blowholes“, aus denen Wasserfrontäne spritzen, und einsame Bilderbuch-Buchten zwischen Felsen gerahmt. Große Buckelwale springen neben dem Schiff auf Tuchfühlung, ebenso  begleitet man sie unter Wasser. Die See-Kobra, hoch giftig aber sehr friedlich triff,t man oft beim Schwimmen und Schnorcheln, oder sie hält einen kurzen Besuch an Bord ab. Überall findet man noch die Zeugen der Zerstörung vom letzten Zyklon.

Rundum eine sehr schöne, faunareiche Insel mit vielen spektakulären Highlights. Siehe Bilder...

Unter Passat Beseglung schiebt der Wind uns zum Königreich Tonga.

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Track 09
         
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